kaum ständig noch

Phänomenologie der Männlichkeit als Wersein


Michael Eldred


artefact text and translation
Cologne, Germany


8. Der Mythos vom Phallus

i) Phallokratie?


Version 2.1 July 1996
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Inhaltsverzeichnis dieses Kapitels


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    8. i) Phallokratie?

  1. Hier wird der Phallus keineswegs psychoanalytisch gedacht, sondern als der zusammenfassende Name für das männliche Sein, für das Sein als ständige Anwesung, für das Gewer als Sorge um das eigene Zum-Stehen-kommen und somit als die Auszeichnung des Männlichen als eines ständigen. Was heißt in diesem Zusammenhang das Gegenteil von männlich: weiblich? Daß der Frau der Zutritt zum Gewer verwehrt wird? Daß sie nicht vom Sein in Anspruch genommen wird, um eine Ek-sistenz im Gewer auszuhalten? Daß ihr Seinkönnen als Wesen im Gewer eben beschnitten ist? Kann hier sinnvollerweise die Rede von einer Vorherrschaft des Phallus, etwa von einer Phallokratie sein, - und von einem wesenhaften Ausschluß der Frau aus der phallischen Lichtung? Bedeutete ein solcher Ausschluß eine Vorherrschaft des einen Geschlechts über das andere? Welches Verhältnis überhaupt hat die Frau zur pólis? Ek-sistiert die Frau nicht? Wenn sie nicht ek-sistiert, welche Konturen nimmt dann ihr Da-sein an, welche Möglichkeiten sind ihm gewährt?

  2. All diese Fragen verleiten auf eine falsche Fährte, weil sie voraussetzen, daß die Frau mit dem weiblich Seienden gleichzusetzen wäre, was aber keineswegs zutrifft. Denn der Phallus bedeutet nicht die Auszeichnung des männlichen Geschlechts gegenüber dem weiblichen, sondern ist der Name, das Symbol für das unerreichbare, volle, ständige Sein als wissender, machender Mensch, dessen Fülle durch Wissen um die Entbergung gegeben ist. Da aber jeder Mensch vom Sein herausgefordert ist, in der Sorge um die Entbergung des Seienden nach einer Ständigkeit zu streben, ist er immer schon ursprünglich mit einem Nichtsein durchsetzt, sein Status als ein Seiendes ist immer schon unsicher, fragwürdig.

  3. Der Phallus ist demnach der Sammelpunkt, der verborgene Gott des vollendeten ständigen Seins und der unerreichbare und unaussprechliche Umkreisungspunkt für das Bestreben, in der Wahrheit des Seins aufzugehen, d.h. zu sein. Eine erste Andeutung hingegen von dem, was Weiblichkeit vom Sein her gedacht heißt, wurde im vorhergehenden Kapitel gegeben. Als das Andere zum Männlichen kreist die Weiblichkeit nicht um die Ständigkeit des Anwesens, sondern nennt die andere Seinsdimension des Mitseins überhaupt, die Nicht-ek-sistenz, in der du und ich uns erreichen können und uns offen sind. Dieser Unterschied sollte inständig bedacht werden, und zwar als eine Faltung der Wahrheit des Seins selbst, wobei die Dimension dazwischen als die Faltung selbst kaum west.



      Anmerkungen 8. i)


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