You lovely ladies in your leather and lace
A thousand lips I would love to taste
I got a hard and it hurts like hell
If you won't rock me, somebody will.
Mick Jagger
It's Only Rock n' Roll
Vertikal. Phallisch?
Luce Irigaray
Speculum. Spiegel des anderen Geschlechts
Die Logik des lógos ist verwurzelt in der existenzialen Analytik des Daseins.
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8. e) Das Gewer
Das Zusammenziehen und Zusammenfassen in einem zusammenwerfenden, unsichtbaren 'Symbol' ist die Versammlung des männlichen Geschlechts als Geschlecht im Einen des Gewer, das der Lichtung der Polis zugrundeliegt. Der Phallus nennt das männliche Sein, das den männlich Seienden in der Lichtung der Mitwelt zum Aufgehen und zur Erscheinung ruft. Er ist der unbekannte Gott des männlichen Seins, der Gott der Ständigkeit. Die pólis-Lichtung, indem sie den verschiedenen Möglichkeiten des Wesens als Wer einen offenen Ort als Dimension der Wahrheit des Mitseins bietet, nennen wir den Gewer. Im Gewer ist kein Bild mehr enthalten, noch ist es ein bloßes Gedankenkonstrukt, sondern mythischer Entwurf einer Dimension, die sich dem Vernehmen vom Sein her zeigt: Wesensort des männlich Seienden unter der Herrschaft der Ständigkeit der Anwesung. Als die Versammlung aller Wesensmöglichkeiten männlicher Ek-sistenz in der mitweltlichen Lichtung bringt das Gewer das männliche Sein selbst auf unüberbietbare Weise in die Unverborgenheit, d.h. zur Sprache. Das Sichbrüsten und die Prahlerei z.B., aber auch die Höhenflüge des ruhmhaften Geistes, sind Wesensmöglichkeiten des Gewer, sie sind alle Weisen, in der männlichen Wahrheit zu wesen. Als Versammlung von männlich-ständigen Wesensmöglichkeiten ist das Gewer der Name für die pólis als die geschichtliche Lichtung des männlich Seienden, sowie für dieselbe als die Versammlung der Orte der männlichen Wesung, d.h. das Gewer ist auch Gegend. Als Gegend ermöglicht es sowohl die Zusammenkunft als auch das Gegeneinander der männlich Seienden als solchen. Das Gewer als Gegend der werhaften Zusammenkunft ist Lichtung des ständ-igen Miteinanderseins, eine geschichtlich bestimmte, seinsgewährte Weise des Mitseins und des Umgangs mit Seienden in der Wahrheit des Seins im metaphysischen Sinne des ständigen Anwesens.
Das phallische Gewer benennt weder einen Grund noch eine Ursache der männlichen Wesung, sondern nennt diese selbst als Lichtung für das ständige Anwesen. Nur innerhalb des Gewer gibt es den männlich Seienden als solchen, der unwissentlich den verborgenen Gott der Ständigkeit, den Phallus, anbetet, indem er - Eigennamen tragend - das Seiende wissentlich herausfordert. Einen Namen zu tragen, heißt letztlich - nach der Entwicklung, die in den letzten Kapiteln ausgeführt worden ist - im Gewer zu ek-sistieren und dem Phallus zuzugehören und zu verehren. Die Lichtung des Seins ist schon phallisch besetzt, mit Ständ-igkeit durchsetzt, und läßt den männlich Seienden nicht frei, anders als werhaft zu wesen. Und das Begehren nach dem Phallus? Was ist es anderes als das Trachten danach, einen (möglichst hohen) Stand im Gewer einzunehmen, Seiendes zu sein - und demzufolge nichts Sexuelles, sondern vielmehr etwas 'sublimiertes', dem Geschick des Seins selbst Zustrebendes? Der Phallus ist von seiner Etymologie her das Aufschwellende, er geht von sich aus auf in der Weise des Aufschwellens. Bei dieser Formulierung drängen sich Bilder eines steifwerdenden Penis auf, die freilich nach einem vielleicht amüsierten Schmunzeln aus dem Gesichtskreis ausgegrenzt werden sollten. Der Phallus nennt vielmehr das Sein selbst, soweit es das Wesen des Menschen als eines Seienden betrifft. Das Aufgehen der physis und das Aufschwellen des phallós nennen das Selbe der waltenden Ständigkeit: als Seiendes entborgene Grenzen annehmen, in den Grenzen eines Aussehens zum Stehen kommen. Auch die indogermanischen Wurzeln phel-, b(h)u und p(h)u sind wohl, von der überwältigenden Erfahrung des Aufgangs des Seins her gesehen, miteinander verwandt. Der männlich Seiende kann als ein namhafter Wer aufgehen, sofern das Aufgehen immer schon mit ein Aufgehen in der Sprache ist. Das phallische Aufgehen als männliches Existenzial schließt in sich auch die Möglichkeit des Untergehens, d.h. die Möglichkeit des Versagens als Wer ein. Aufgehen und Untergang gehören zueinander als sichabwechselnde Möglichkeiten, sie bezeichnen die männlichen Gezeiten im Gewer. Das Untergehen heißt allerdings: aus dem Sein als männlich Seiender entschwinden. Zum Sein gehört auch das Nicht-sein. Als Dimension umfaßt das Gewer nämlich alle Weisen, als Wer in verschiedenen Neigungsgraden der Ständigkeit zu wesen.