hoi de charientes kai praktikoi timen, tou gar politikou biou schedon touto telos. phainetai d' epipolaioteron einai tou zetoumenou, Die Edlen und die Handelnden dagegen [ziehen] die Ehre [vor], denn dies ist mehr oder weniger das vollendende Ende vom Leben in der Polis. Doch [sie] zeigt sich oberflächlicher zu sein als das Gesuchte.
Aristoteles
Nikomachische Ethik I. v. 1095b 23-25
Now, as never before, his strange name seemed to him a prophecy.
James Joyce
A Portrait of the Artist as a Young Man
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4. i) Wahrheit des Ruhms und "bloßes Berühmtsein"
Heidegger schreibt:
Wir müssen allerdings, damit wir das Wort onoma, Name, recht erfüllt und nicht zu leer und abgegriffen verstehen, ein Bedeutungsmoment mitdenken, das noch in der Wendung liegt: einen Namen haben, im Rufe stehen; der Name im Sinne von Ruhm, dies im hohen Sinne gedacht, nicht als bloßes Berühmtsein. Einen Namen haben, benannt sein, besagt dann: im Licht stehen - erhellt sein. Das Nennen ist das Erhellen, ins Licht-bringen, ins Unverborgene.[1]
Wie unterscheidet sich das "im Rufe stehen" vom "bloßen Berühmtsein"? Hier wird nicht dem Text Heideggers nachgegangen, um aus dem Kontext das "im Licht stehen" aufzuhellen, sondern es wird versucht, die Berühmtheit in ihrem Unterschied zum Ruhm anhand der bisherigen Ausführungen zu durchdenken. Auch der bloß berühmte Name steht im Licht der öffentlichen Rede als etwas Unverborgenes und deshalb für den Berühmten Ek-sistierendes, was freilich keine Wahrheit für dieses Scheinsame des angesehenen Namens verbürgt. Das bloß Scheinsame scheint zwar im öffentlichen Blick und in der öffentlichen Rede hervor, aber es entspricht nicht dem im privaten Verborgenen Bleibenden und dort sich Aufhaltenden, d.h. der in-dividuellen (nicht abtrennbaren) Wahrheit des einzelnen Werseienden. Hier wird die Wahrheit als eine Entsprechung gedacht, als eine Entsprechung zwischen einem Verborgenen, Sichentziehenden und einem im Offenen der öffentlichen Rede erscheinenden Scheinsamen. Wie aber kann ein Offenbares einem Verborgenen überhaupt entsprechen? Bleibt nicht eher wesensgemäß das Eigenste verborgen? Das Verstellende des "bloßen Berühmtseins" muß demnach woanders, auf einer anderen Fährte gesucht werden.
Die Lichtung der politischen Öffentlichkeit gewährt dem männlich Seienden, d.h. seinem Namen, eine Unverborgenheit, die sowohl eine richtige als auch eine unrichtige, scheinbare sein kann. Der "bloß Berühmte" erscheint zwar in der polis als ein großer Wer - vielleicht anhand seiner Redefertigkeit -, aber das, 'was dahinter steckt' als sein Können, verdient nicht das große Ansehen. Wie aber und unter welchen Bedingungen verdient ein Wer eine große öffentliche Anerkennung? Der Berühmte glänzt im Lichte der Öffentlichkeit, aber dieses Glänzen ist nicht gerechtfertigt. Im Falle eines wahren Ruhms dagegen wäre dieses Glänzen gerechtfertigt. Aber glänzt überhaupt der wahre Ruhm? Lodert er nicht eher an einem abgelegenen, schwer erreichbaren Ort? Angesichts der Mächtigkeit und des Vorrangs des Geredes in der Öffentlichkeit, das einen schnellen, leichten Zugang zu allem verlangt, mag bezweifelt werden, daß es einen wahren Ruhm überhaupt geben könnte. Obschon die Wendung 'Wahrheit eines wahren Ruhms' bisher noch ungeklärt bleibt, ist es mehr als ein bloßer Anschein, daß die Wahrheit eines wahren Ruhms nur als die äußerste Ausnahme unter der Vielfalt der bloß scheinhaften Namhaftigkeit in der politischen Lichtung zu erscheinen vermag. Deutlich ist nur, daß die Wahrheit eine umstrittene Sache unter den vielen Meinungen ist. Es wird hier nicht über die Willkür und Kurzlebigkeit der öffentlichen Meinung geklagt - auch wenn man ein Lied davon singen könnte -, da sie wesentlich zur ontologischen Gegebenheit der Freiheit des Redens-über... gehören.Wir müssen aber nach der Wahrheit des Werseienden weiter fragen.