kaum ständig noch

Phänomenologie der Männlichkeit als Wersein


Michael Eldred


artefact text and translation
Cologne, Germany


2. Männlichkeit als Wersein

m) Wohnen als Wer


Version 2.1 July 1996
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Inhaltsverzeichnis dieses Kapitels


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    2. m) Wohnen als Wer

  1. Wenn in den letzten Gedankengängen Überlegungen zum Subjekt und seinen Vergegenständlichungen als Formen der Identitätslarven angestellt worden sind, dann nicht aus dem Grund, daß damit modern, neuzeitlich gedacht wird, um dann schließlich auf eine anfängliche, griechische Wesensbestimmung des Menschen zu rekurrieren, die im Lichte der Überlegungen zur Eigengenanntheit abgeändert worden sind? Es hat sich herausgestellt, daß die Vergegenständlichungen des Subjekts zum Larvenrepertoire des männlich Seienden gehören als Teil seiner namhaften Identität, wofür er auch haftet. Wenn wir nun die männliche Haltung etwas griechischer denken, haben wir es mit der Haltung des männlich Seienden inmitten des Ganzen des Seienden zu tun und damit mit der Ethik. To ethos heißt griechisch der Wohnort, der Aufenthalt, womit die Ethik als die episteme ethike/ "das Sichverstehen auf das ethos", auf das Wohnen und den Aufenthalt (hier:) des Werseienden aufzufassen ist[1]. "To ethos ist die Haltung des Aufenthalts des Menschen inmitten des Seienden im Ganzen." (ebd.) Damit hat die Ethik, griechisch-einfach gedacht, ursprünglich nichts mit einer Sittenlehre oder mit dem Sollen einer Moral zu tun, sondern mit dem Wohnen in der Welt.

  2. Aufgrund dieses ursprünglicheren, einfacheren Verständnisses der Haltung des männlich Seienden als Werseienden erreichen wir einen tieferen Blick in die Identitätslarve: das Aussehen wie... des männlich Seienden ist das Wie-er-sich-zeigt, sein phänomenaler Gehalt. Die männliche Haltung zur Welt kommt zum Ausdruck oder genauer: ist nichts anderes als das Sichzeigen des männlich Seienden als Larven-Wer. Die Vergegenständlichungen eines selbstbewußten Subjekts sind eine (d.h. die wesentliche neuzeitliche) Art des Sichzeigens des männlich Seienden als Wer und damit eine Larvenhaltung, aber sie ist nicht die einzige seinsgeschichtliche Erscheinungsweise des Wer. Willensvergegenständlichungen sind (poietische) Hervorbringungen des Wer und damit technische Erzeugnisse, wenn man nun die Technik weit genug, d.h. vom Griechischen her, faßt. Der männlich Seiende ist namhaft mit seinen Hervorbringungen verbunden. Das Wesentliche der techne jedoch ist nicht das Hervorbringen selbst, sondern meint den wissenden Blick auf das, was hervorzubringen und somit in seine Vollendung als ein Dastehendes zu stellen ist. Im Wissen der techne ist das Sein des Seienden für das Menschenwesen offengehalten. Dieses Offene, worin hervorgebracht wird, hat immer schon eine Dimension der Wer-Seiendheit, d.h. die technischen Hervorbringungen sind immer schon auf einen Namen 'abgestimmt' und mit ihm verknüpft. Der männlich Seiende in seiner ursprünglichsten Haltung der Welt gegenüber zeigt sich schon als und ist immer schon genannter Wer. Er bewohnt schon den Werseins-Raum, in den seine Hervorbringungen hineingestellt werden können - und müssen, solange er noch als Wer erscheinen soll. Wenn wir also oben die gewöhnliche griechische Formel für die menschliche Wesensart umkehren und schreiben: der männlich Seiende west als Lebendes, das an seinem Eigennamen haftet, denken wir lediglich eine Spur anfänglicher, dem abendländischen Anfang näher, wie griechische Anfänger anstatt wie neuzeitlich-subjektiv Abgeklärte, die selbstverständlich vom Willen und Wollen ausgehen. Der Eigenname ragt über den männlich Seienden hinaus in die Welt hinein und verbindet sich sowohl und vor allem mit seinen Willensvergegenständlichungen als auch überhaupt mit jeder seiner Erscheinungsweisen.



      Anmerkungen 2. m)


    1. Vgl. Heidegger GA Bd.55 Heraklit S.206. Back

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